Auf Wiedersehen in Meuselwitz

Hello! Ich heiße Lauren Ainsworth und wie man an meinem Namen erkennen kann, stamme ich aus England. Ursprünglich komme ich aus Blackburn, einer relativ kleinen Stadt in Nordwestengland, die berühmt für ihre Fußballmannschaft und ihre ehemalige Textilindustrie ist. Im September letzten Jahres bin ich nach Meuselwitz umgezogen, um durch den Pädagogischen Austauschdienst als Fremdsprachenassistentin am Veit-Ludwig-von-Seckendorff-Gymnasium zu arbeiten. Obwohl dieses Austauschjahr nicht als Teil meines Studiums zählt, da ich in England schon meinen Bachelor absolviert habe, fand ich diesen Aufenthalt wichtig für meine Charakterbildung als auch eine tolle Gelegenheit, die deutsche Kultur und Sprache besser kennen zu lernen.

In Deutschland kam ich nicht immer in allen Situationen zurecht, da es viele ungeschriebene Gesetzte und Gewohnheiten gibt, die für Ausländer außergewöhnlich sind. Eines der ersten Dinge, die mir auffielen, waren die Essgewohnheiten der Deutschen. In England wird die größte Mahlzeit immer zum Abendbrot gegessen, zum Mittagessen gibt es nur einen kleinen Happen, wie Sandwiches. Außerdem hatte ich bis ich nach Thüringen kam, viele typische deutsche Gerichte gar nicht gekannt, wie Rinderroulade und Klöße, Thüringer Roster oder Rotkohl. Es gab auch Gerichte, die ich gar nicht gemocht habe und die ich sehr seltsam gefunden habe, wie zum Beispiel Fettbemme, verlorene Eier, Hackepeterbrötchen und Vanillepudding. Aber vielleicht sollte ich mich als Engländer in kulinarischen Angelegenheiten etwas zurückhalten.

Zum anderen gibt es auch viele Unterschiede zwischen englischen und deutschen Schulen. Zunächst einmal fangen Kinder bei uns schon mit 4 Jahren in der Grundschule an und besuchen dann mit 11 Jahren die Sekundarschule. Außerdem ist es ab dem vierten Lebensjahr üblich jeden Tag in der Schule eine Schuluniform zu tragen, was  bedeutet, dass man von früher Kindheit an schon einen Schlips binden muss. Es war am Anfang sehr komisch für mich, Schüler jeden Tag in der Schule oder in der Stadt zu sehen, die keine Uniform anhatten, da man sie nicht immer klar identifizieren konnte – manchmal habe ich Praktikanten und die Oberstufenschüler verwechselt! Ein großer Unterschied ist im Lehrplan zu finden. Wenig überraschend wird in England kein großer Wert auf das Lernen von Fremdsprachen gelegt. Mit bloß einer oder zwei Stunden pro Woche und einem langsamen Tempo kann der Durchschnittsschüler nach 5 Jahren nur sein Haus und seine Familie beschreiben. In Meuselwitz jedoch bin ich dagegen immer wieder angenehm überrascht, wie hoch das Niveau von Englisch und anderen Fremdsprachen ist.

Trotz der vielen kulturellen Unterschiede glaube ich, dass ich mich hier in Thüringen gut eingelebt habe und ich verlasse Meuselwitz mit einer Menge von hervorragenden Erinnerungen und Abenteuern, die mir sehr viel bedeuten. Um nur einige zu nennen: ich habe wunderschöne Städte wie Altenburg oder Leipzig entdeckt, ich bin Mitglied des Karatevereins in Meuselwitz geworden, ich bin zum ersten Mal Ski gefahren, ich habe Weihnachten im verschneiten Erzgebirge verbracht und dazu habe ich unheimlich viel nicht nur über Deutschland, sondern auch über mich selbst gelernt. Wenn ich wieder Zuhause bin, werde ich sicher meine Kollegen und Freunde aus der Schule und vom Karatetraining sehr vermissen – ich hoffe, dass ich bald wieder nach Meuselwitz zurückkehren kann!

Lauren Ainsworth